Über diese „schlimme“ Sache der nicht gezeigten Zuneigung und Wertschätzung!

Ich kann in diesen furchtbaren Zeiten von COVID-19 sagen: „Ich bin (noch) gesund!“ Alleine dafür sollte ich dankbar sein, was ich auch bin! Und alleine das sollte eigentlich schon ausreichen, um nicht weiter zu schreiben. Gesundheit ist das höchste Gut!

Aber ich tue es doch! Also weiter schreiben…

Denn diese, von einem Virus völlig „umgestalteten“ Zeiten, bringen auch so viele negative Dinge zu Tage, über die man unter „normalen Umständen“ einfacher hinweg sehen kann!

Als (noch) „gesunder“ Mensch mache ich zur Zeit alles was ich kann, für die die mich umgeben! Ich habe zwei Risikopatienten, um die ich mich in diesen „hoch ansteckenden“ Zeiten kümmere. Meine durch Vorerkrankungen gebeutelte Mutter lebt mit mir zusammen in einem Haus. Meinen kranken Onkel versorge ich mit Einkäufen und anderem Notwendigen. Ich gehe regelmäßig in Pflichterfüllung durch die Geschäfte, um alles zu finden was sie auf „meine“ Einkaufsliste gesetzt haben. Oft muss ich in mehrere Geschäfte, um alles zu bekommen, da man in einem Geschäft nicht zu viel kaufen darf (Hamsterkaufverbot), selbst wenn man es nicht für sich selbst nutzt, sondern für andere kauft, die nicht einkaufen können. Ich stelle mich Woche für Woche in Schlangen in der Apotheke an, um wichtige Medikamente für andere zu holen, in der Bank um Geld für andere zu holen. Ich fahre zu einer für den anderen passenden Zeit die Einkäufe vorbei, räume sie weg, kümmere mich komplett um Haus und Hund, und ich habe auch für ALLES andere die Verantwortung.

Wäre ich alleine, müsste ich in dieser infektiösen Zeit eigentlich nur 2 Mal im Monat raus. Ich gefährde ja auch jedes Mal meine eigene Gesundheit wenn ich für das Wohl der anderen nach draußen gehe. Und ich habe jedes Mal, trotz dieses Umstandes, zudem auch immer wieder diese große Verantwortung, dass ich nichts „einschleppe“, um nicht schuld zu sein an einer etwaigen dadurch hervorgerufenen Erkrankung der gefährdeteren Menschen.

Ich mache das gerne, aus freiwilliger Entscheidung und aus Überzeugung! Vor allem, weil die Menschen das momentan nicht selbst können (oder vielleicht sogar nie mehr).

Das Problem was ich habe ist, dass das, was ich tue, von den mich umgebenden Menschen für selbstverständlich genommen wird, dass ich für selbstverständlich genommen werde, weil sie nicht sehen können (nicht sehen wollen?!), was ich für sie tue oder wer ich für sie bin, und es mir deshalb nicht zeigen. Das ist natürlich nicht die Norm! Bei mir persönlich aber leider schon!

Das Problem was ich habe ist, dass das, was ich bin, dass wie ich bin, sogar sehr oft ganz bewusst ausgenutzt oder damit kalkuliert wird!

Das Problem was ich habe ist, dass man mir keine Wertschätzung oder Liebe zeigen muss, keine Dankbarkeit oder Zuneigung, weil es für die Leute die mir nahe stehen normal geworden ist, es bei mir nicht tun zu müssen!

Warum das so ist, weiß ich nicht. Vielleicht habe ich einfach Pech mit meinen Menschen, oder vielleicht liegt es auch an dem was ich ausstrahle. In jedem Fall macht es mich unendlich traurig, dass ich keinerlei Zuneigung oder Wertschätzung gezeigt bekomme. Nicht einmal, wenn ich traurig darum bitte! Oder gerade dann erst recht nicht?

Ich mache viel für andere, voller Energie und Aufmerksamkeit. Ich stelle meine Wünsche und Bedürfnisse meistens zurück. Obwohl ich ein eher lauter und auffälliger Charakter bin, hört man mir nicht zu, sieht man mich nicht. Denn ich stecke bereits in einer Schublade, und diese Schublade ist zu! „What is in the drawer, stays in the drawer!“. Denn dann ist es ja auch nicht sichtbar, nicht existent!

Ich frage mich ständig, warum mir niemand seine Zuneigung offen zeigen kann oder will, und ich verstehe es auch nicht! Wirklich nicht!

Mein Freund (wir sehen uns nur an den Wochenenden) bekommt seit Jahren kein „Ich liebe dich auch!“ heraus, ein „Ich liebe dich!“ von sich aus, habe ich bisher noch nie von ihm gehört, nach wochenlangem Nichtsehen können kommt kein „Du fehlst mir!“. Wenn wir uns sehen kein „Ich freue mich auf dich!“. Das, was ich als angemessene Antwort eigentlich hören müsste, ja auch irgendwann mal hören MUSS, um weiter zu bleiben, um ihn weiter vertrauensvoll offen zu lieben, um mich nicht abgelehnt zu fühlen, bekomme ich einfach nicht! Und das, obwohl ich ihm offen zeige, sage, demonstriere, WIE SEHR ich ihn liebe. Obwohl ich sehe, wie er an meiner Liebe gesundet, wie er sie genießt und daraus Stärke und das Gefühl von Sicherheit zieht!

Meine Mutter, die selbst ein Mensch ist, der eigentlich sehr gut in der Lage ist, Mitgefühl und Wertschätzung für alles und jeden in der Welt offen zu demonstrieren (und die sich selbst auch gerne und fortwährend als einen solchen Menschen versteht), kann sie bei mir nicht zeigen! Was ich für sie tue, wird einfach klein geredet. Kein „Danke!“ Nicht mal ein: „Könntest du mir BITTE…!“ in einem angemessenen Ton. Alles wird so gesagt oder gehandhabt, als sei es selbstverständlich meine Pflicht, meine Aufgabe, als bräuchte es hier keinerlei Gegenseitigkeit!

Für eine gewisse Zeit kann man dafür irgendwie Verständnis haben. Und wenn man kein Selbstwertgefühl hat, kann das im Schlimmsten Fall auch für immer so bleiben!

Ich habe entschieden: bei mir nicht!

Ich verstehe nicht, warum es meinem Freund nicht wichtig ist, dass ich weiß, dass er mich liebt und wertschätzt, dass ich ihm wichtig bin, und dass er es mir aus diesem Grund auch ganz selbstverständlich zeigt! Ich sage es ihm trotzdem! Ich mache all das trotzdem, was er niemals für mich machen würde! Und bekomme trotzdem weiterhin Nichts! Einfach so! Und einfach immer so weiter! Und wenn ich es anspreche, wird mir vorgeworfen, ich würde ihm damit immer ein schlechtes Gewissen machen! Jedes Mal wenn das passiert ist, bin ich der Wand in meinem Rücken ein Stück näher gekommen!

Es ist ein unerträgliches Gefühl um Wertschätzung zu betteln, für Dinge die man macht oder dafür wie man zu anderen ist. Es ist demütigend und man denkt sich: Bin ich es denn nicht wert, dass die anderen mir das einfach auch mal sagen, auch mal zeigen? Einfach weil sie wollen, dass ich es weiß, dass ich mir dessen sicher sein kann? Alles ist nur ein ständiger Kampf um etwas, was die Leute mir nicht geben wollen, während sie es von mir nehmen.

Ich mag kein solcher Mensch mehr sein! Und ich bin es doch. Und dieses WIE oder WAS ich bin, macht mich selbst traurig!

Ich will nicht kalt und herzlos sein! Und ich will auch nicht so behandelt werden!

Ich will sagen, wenn ich jemanden liebe und möchte es auch von ihm hören!

Ich bedanke mich für alles was man für mich tut! Aber nicht nur oberflächlich höflich, um damit „meine Pflicht“ zu erfüllen, sondern, weil ich unbedingt will, dass der andere weiß und spürt, dass ich das sehr schätze, was er für mich macht! Ich will dem anderen damit etwas zurückgeben! Etwas, das ihm guttut!

Leider bin ich scheinbar ein Mensch, bei dem die anderen nicht denken, dass er das auch braucht. Zumindest hier und da mal! Und ich bin deswegen teilweise schon länger sehr traurig.

Aber es hilft ja nichts! Ich werde nicht weggehen, solange ein Mensch mich braucht! Auch wenn er gerade das nicht zugeben oder zeigen will!

Ich muss nur irgendwie einen Weg finden, das alles weiterhin auszuhalten und zu ertragen. Ich muss stärker sein als ich es sein will und manchmal auch sein kann. Ich muss akzeptieren, dass ich OHNE DAS, was für andere selbstverständlich ist, leben muss! Ich muss irgendwie weiter machen. Weiter stark sein. Weiter durchhalten. Dann eben ohne „Nahrung“ für meine Seele. Dann eben weiter „hungern“ in dieser kalten und emotional „nahrungslosen“ Welt die mich umgibt.

Es sind, wie gesagt, nicht alle Menschen so! Vielleicht begegnen mir irgendwann ja andere, die sich nicht (aus welchem Grund auch immer) scheuen, MIR, ganz persönlich MIR, zu zeigen, dass ihnen das, was ich für sie tue / was ich für sie bin, guttut.

Vielleicht begegnen mir irgendwann ja andere, die verstehen, dass auch ich mal etwas brauche was meine Seele berührt, was ihr guttut und sie streichelt, was mir die Energie zurück gibt, die ich bei den anderen lasse. Vielleicht irgendwann ja…

Aber was, wenn nicht? Was dann? Wird man dann zwangsläufig zu einem ebenso kalten Arschloch?

Mein Vater, mein Ratgeber in der Ferne, sagt mir, ich solle mich zurück ziehen und den Menschen damit zeigen, was ich tue für sie, eben indem ich es nicht mehr tue. Dann würden sie das schon merken! Das funktioniert nur leider nicht!

Denn die Menschen sehen eine solche Verhaltensänderung nach so langer Zeit nur als Angriff, nicht als Stoppzeichen! Sie werfen es mir vor. Sie sind daran gewöhnt, mir das nicht zeigen zu müssen und sehen es daher als eine unangebrachte Forderung an!

Wenn ich zum Beispiel meinen Freund bitte, mir doch auch mal zu sagen, dass er mich liebt, es mir doch auch mal zu zeigen, dass ich ihm fehle, wird mir vorgeworfen, ich würde die Dinge erzwingen wollen. Aber worum geht es denn hier? Um einen Menschen, der dem anderen permanent zeigt, wie sehr er ihn liebt, ihm das sagt, ihm alles gibt, und dafür seit Jahren konsequent und ganz bewusst nicht mal ein „Ich liebe dich!“ oder ein „Du fehlst mir!“, ein „Ich freue mich auf dich!“ zurück bekommt. Darum geht es!

Ich könnte mich nicht mehr im Spiegel anschauen, würde sich bei mir überhaupt ein Mensch dazu gemüßigt fühlen müssen, mich um so etwas Selbstverständliches zu bitten, den ich liebe, oder der mir sehr wichtig ist!

Bittet man offen um das Zeigen von Wertschätzung oder Zuneigung, und gibt man selbiges den anderen dennoch weiterhin, wird man trotzdem nichts zurück bekommen! Es kommt sogar noch schlimmer, denn man BRINGT DEN ANDEREN DAMIT SOGAR NOCH BEI, dass sie es nicht zeigen müssen, dass es ja auch ohne irgendwie „funktioniert“!

Bittet man nicht mehr darum und zieht sich zurück, dann bekommt man es auch nicht, weil die Leute sich durch einen solchen Rückzug abgelehnt oder selbst angegriffen fühlen und dann sogar für sich noch einen „plausiblen“ Grund haben, um mich ganz bewusst auch weiter auf diese Weise zu behandeln wie sie es tun!

Es ist ein Teufelskreis! Ich fühle mich in diesen „infizierten“ Zeiten noch mehr darin gefangen als sonst! Ich weiß einfach nicht, welcher Weg der Richtige ist, welcher „leichter“ zu ertragen ist:

Nichts zu bekommen, aber trotzdem kein (!) Arschloch zu sein, oder sich so zu verhalten wie die anderen und dafür dann das zurück zu bekommen, was man die ganze Zeit sowieso bekommt: Ebenfalls nichts!

In beiden Fällen fühlen sich die anderen im Recht bzw. haben nicht das Gefühl, mir damit etwas Ungerechtes oder gar Falsches anzutun! Somit ist meine Entscheidung eigentlich auch egal! Denn das, was ich will, ist abhängig von der Bereitschaft des anderen, es mir zurück geben zu wollen! Und in meinem Fall ist sie bei meinem Gegenüber leider nicht da!

Wenn diese Menschen in dieser Quarantänezeit dann auch noch die einzigen Sozialkontakte darstellen die man hat, kann man sich damit schon sehr wertlos, weggestoßen oder geringschätzt fühlen! Insbesondere, wenn ihnen nicht mal eine solche Zeit und ihre besonderen Umstände einen Grund liefern, um auch mal anders miteinander um- oder aufeinander zuzugehen.

Ich war bis heute Morgen deswegen noch sehr verzweifelt und traurig, und bin es noch! Trotzdem schreibe ich diesen Beitrag, denn heute hat sich das trübe Wasser etwas geklärt! Ich habe „plötzlich“ einen Umgang damit gefunden!

Ich gebe zu, es kam nicht aus einer Überlegung oder einer Erkenntnis heraus, sondern es war, wie immer wenn sich etwas IN MIR wirklich (!) verändert, die von wem auch immer getroffene Entscheidung, es so nicht mehr länger zu wollen!

Es ist ein Gefühl, was sich von alleine eingestellt, immer aus dem gleichen Grund. Nämlich, weil ich es bis zum Unerträglichen hin ausgehalten, weil ich so lange gewartet habe, bis sich der Schalter von alleine umlegt, ja umlegen muss, damit ICH „überlebe“.

Was dann passiert nenne ich INNERE TAUBHEIT! Ich kann dann plötzlich Situationen, die mich sonst wütend machen, demütigen, provozieren, einfach aushalten und geschehen lassen. Ich kann das Nichtstun, das Nichtreagieren, das Nichtbeteiligtsein einfach aushalten und geschehen lassen. Ich kann einfach in diesen Situationen oder vor diesen Menschen sitzen ohne etwas zu tun, ohne etwas zu ändern oder ohne mehr etwas verändern zu wollen!

Dieser Impuls zur Aktion, zur Reaktion, zur Handlung ist plötzlich weg!

Dieser Impuls ist plötzlich weg, bei den anderen um diese Zuneigung und Wertschätzung zu kämpfen, ja sie gar darum zu bitten! Dieser Impuls ist plötzlich weg, den mir nahestehenden Menschen trotzdem Wertschätzung zu zeigen und ihnen meine Liebe und Zuneigung zu geben!

Obwohl er mir im Inneren sehr weh tut, dieser Rückzug! Obwohl es aus meiner Sicht ein Armutszeugnis ist, dass man überhaupt zu so etwas „getrieben wird“. Ich verstehe den Grund dafür ja schon nicht!

Ich bin scheinbar wirklich so ein Mensch, der sich erst mit dem Rücken bis zur Wand „treiben lassen“ muss, bis ich anfange, das für mich Richtige zu tun. Bis ich anfange, das für die anderen Richtige zu tun!

Aber ich halte es aus, weil ich weiß, dass es ungerecht und falsch ist, wie sie mit mir umgehen! Das es in einem ungleichen Verhältnis steht, was ich für die anderen tue, was ich ihnen an Liebe zeige und gebe, und was ich dafür von ihnen zurück bekomme – emotional, nicht materiell! Das es die anderen sind, denen das Herz fehlt, die Empathie und das Interesse am Anderen. Das nicht ich falsch bin, indem ich so bin wie ich bin, sondern, dass in dem Fall sie es sind, die krank sind! Krank in ihren Gefühlen, angstvoll und geizig in deren „Veräußerung“, schamhaft, kontrollwütig, beherrschend, kalt und distanziert.

Aber ich bin es nicht! Und ich habe mich dazu entschieden, selbst wenn ich weiterhin nichts bekomme, auch wenn man mir keinen Grund gibt auch weiterhin ein solcher Mensch zu sein, trotzdem genau so zu bleiben wie ich bin!

Denn das ist allemal besser, als so zu sein wie sie! Ich könnte mich selbst nicht ertragen, wäre ich ein Mensch, der so mit einem anderen umgeht der mich liebt oder so viele Dinge für mich macht, so für mich da ist. Vor allem, weil er sie nicht machen würde, wäre er nicht freiwillig dazu bereit!

Man hat mich nie darum gebeten, so zu sein wie ich bin! Man nimmt es trotzdem immer gerne an. Aber nur, solange man nehmen kann ohne mir auch etwas Gleichwertiges zurück geben zu müssen!

Man hat mich nicht darum gebeten, auf diese Weise zu lieben wie ich es tue. Also muss man es auch nicht zurück sagen oder zeigen!

DAS ist es, was mir seit Jahren täglich begegnet!
DAS ist das Nichts!

Mich von diesem NICHTS in diese TAUBHEIT zurückzuziehen, ist wohl der einzig mögliche, mich selbst erhaltende Schritt! Sie hilft mir, mich zu schützen, denn sie entsteht, wenn man einmal zu viel alles versucht, ein mal zu viel alles gesagt, einmal zu viel weiter vertrauensvoll erhofft, einmal zu viel alles umsonst gewünscht oder naiv erträumt hat, ohne dabei etwas zurück bekommen zu haben!

Es hat mich niemand darum gebeten, ICH zu sein. Aber ich bin es! Und ich bleibe es! Alleine schon für den Menschen, der irgendwann dazu bereit sein wird, mir das Gleiche zurück zu geben! Die selbe Liebe, die selbe Freude am anderen, die selben Wertschätzung!

Ich bleibe es, damit auch ich es einmal erleben, spüren, fühlen kann, wie es sich anfühlt, bevor ich sterbe!

Bleibt gesund!
Bis wieder.
Bis bald.

posted by
Die Nachdenkerin